am Sonntag den 14.12. beteiligten sich rund 250-300 Personen in Weißenhorn an die Proteste gegen die 3. AfD Neu-Ulm Veranstaltung in der Stadthalle Weißenhorn. Es fand eine lautstarke Demo ab 17:45 vom Bahnhof durch die Weißenhorner Innenstadt zur Stadthalle statt. Dort wurde bis zu Beginn der Veranstaltung kurz nach 19:00 der Einlass der AfD in wenigen Meter Abstand begleitet.
Wenn uns jemand vor zwei Jahren erzählt hätte, dass es möglich ist eine so breite antifaschistische Demo in einer bayrischen Kleinstadt durchzuführen mit +200 Personen ohne überregionale Anreisen, dann hätten wir nur müde gelächelt.

Das ist ein Erfolg und bestätigt in unseren Augen den Ansatz des Klare Kante gegen Rechts Bündnis – breiter Protest mit klarer Haltung und so gut es geht lokal verankern.
Weitere Faktoren sehen wir in der starken Arbeit von Widersetzen Ulm, den Nachklang der bundesweiten Widersetzen Kampagene und der gesamtgesellschaftlichen Polarisierung im Rechtsruck der letzten Jahre.
Antifaschistischer Rekord?

Wie bereits bei den zwei anderen Protesten gegen AfD Veranstaltungen in der Stadthalle, war der Großteil der Teilnehmenden nicht angereist, sondern vor Ort. Etwas das die AfD gerne verdreht und für sich in Anspruch nimmt. Ein Blick auf die andere Seite der Gitter zeigt aber was anderes – und zwar eine ganze Menge reisefreudiger extreme Rechte.
- Die Anmelderin Yvonne N. der Ulmer Querdenken “Spaziergänge”, wo mittlerweile nur noch eine Rechte Resterampe mitläuft
- das aktuelle Aushängeschild der neofaschistischen Identitären Bewegung und Möchtegern-Sellner2.0 Maximilian Märkl, der einige Tage davor eine 0815-IB-Video a la “Weihnachtsmärkte sind in Gefahr” in Ulm gedreht hat.
- das übliche an Ulmer und Neu-Ulmer AfD aktiv-Rentern und sogar ein AfDler aus Kempten war da
- Dann noch die einigen wenigen unter 50 jährigen wie Marcel Patzke, Nick Steger, Nicolas Brickenstein
Die Polizei gibt wie so oft faktisch fragwürdiges von sich, und spricht in der Augsburger Zeitung von 200 auf der Demo und 150 in der Halle – wir haben mit mehreren Personen vor Ort gesprochen, am Eingang mitgeschaut und die AfD Bilder ausgewertet. Die 150 in der Halle stimmen niemals, wir schätzen eher um die 80-90 Leute.

Sicher sind wir uns darin, dass (wie so oft) draußen mehr Leute waren als drinnen. Dieses mal dürfte (wenn auch knapp zum Krah Auftritt 2024) ein Gegenprotest-Rekord erreicht sein.
Und vorallem: die Qualität des Protestes ist spürbar gewachsen – mehr Leute, mehr Stimmung, mehr Plakate und Banner und mehr Kreativität.

Der dunkle Dezember Sonntag wurde durch Taschenlampen und Lichterketten erleuchtet – das sieht nicht nur gut aus, es ist auch ein guter Umgang mit dem Gegaffe und dem Versuch der Anti-Antifa Fotografie der AfD. Portraitbilder bei solchen Lichtverhältnissen (dunkle Kleinstadt) werden stark erschwert.


Ebenfalls nicht unerwähnt wollen wir ein anonymes Indymedia Statement lassen – dem zu Folge gab es eine direkte Aktion im Vorfeld der AfD Veranstaltung. Am nächsten morgen war das angebrachte Banner an der Stadthalle zu sehen, was von AfDlern selbst später entfernt wurde.

Gerüchteküche brodelt
Aus Weißenhorn haben wir allerlei Gerüchte aufgeschnappt, nicht alles davon lässt sich verifizieren aber hier ein kleiner Einblick:
- Verwaltung und Stadt wussten angeblich bis zur Anmeldung des Protestes nichts von der AfD Veranstaltung
- andere Veranstaltungen mussten für die AfD Veranstaltung verlegt werden
- mehrere der Top Kandidierenden für die Kommunalwahl im März 2026 waren nicht in der Stadthalle, sondern beim Gegenprotest
Wir fragen uns – wer hat eigentlich alles Schlüssel zu dieser Stadthalle? Wer macht eigentlich die Mietverträge mit der AfD aus? Wieso werden andere Veranstaltungen für die AfD verschoben?
Da scheint es uns dringenden Klärungsbedarf innerhalb der Verwaltung von Weißenhorn zu geben.
Über sachkundige Hinweise freuen wir uns jeder Zeit!

Zum Abschluss des Protestes gab es einen Redebeitrag, den wir an dieser Stelle dokumentieren möchten:
Redebeitrag vom 14.12.
Es ist nun das dritte Mal, dass Franz Schmid die Räume dieser Stadt und die Regularien ausnutzt, um extrem rechte Inhalte zu verbreiten.
Es ist das dritte Mal, dass Franz Schmid hier seine Aufforderung nach millionenfacher Remigration von sich gibt. Es ist das dritte Mal, dass er hier eine Bühne für seinen Rassismus bekommt. Es ist das dritte Mal, dass er hier gegen queere Menschen hetzen kann. Ebenfalls ist es das dritte Mal, dass er diesen Ort nutzt, um sich mit überregionalen AfD-Kadern zu treffen.
Und dazu wurde die Stadthalle zu einem Ort, an dem sich AfD-Funktionäre mit dem selbsternannten “Vorfeld” der AfD treffen. Personen der faschistischen Identitären Bewegung und des 3. Wegs.
Und die Stadt Weißenhorn? Tut nichts gegen die AfD, versteckt sich hinter hohlen Phrasen, während die AfD es sich hier gemütlich macht und gar nicht mehr gehen möchte. Weißenhorn ist zum bequemen Ort für die AfD geworden.
Wir sind heute hier, um es der AfD unbequem zu machen und auch um unsere Stimme laut in Richtung Stadtverwaltung, Stadtrat und Bürgermeister zu richten.
Liebe Stadt Weißenhorn – sorgt dafür, dass die AfD keine städtischen Räume für ihre rechte Propaganda nutzen kann. Und jetzt kommen direkt noch drei Ideen, was man als Stadt tun kann:
1. Man könnte die Nutzung der Stadthalle durch Parteien ausschließen, damit die Stadthalle ein Ort für Kultur, Gesellschaft und Bildung wird. Der Weißenhorner Bürgermeister spricht sich gegen diese Idee aus und in einer kürzlichen Abstimmung darüber wurde 14:8 dagegen gestimmt. Für Personen, die nun denken, es würde auch andere Parteien treffen, möchte ich zu bedenken geben, dass die Stadthalle kaum von anderen Parteien genutzt wird. Seit 2024 gab es 3 öffentliche Veranstaltungen der AfD, daneben wäre mir nur eine Veranstaltung der CSU und keine Veranstaltung anderer Parteien in diesem Kontext bekannt.
2. Die Hausordnung könnte geändert werden. Ein Beispiel wären klare Umgangsregeln, in denen klar benannt wird, dass die Stadthalle ein Ort des respektvollen Miteinanders ist und dass rassistische, entmenschlichende oder herabwürdigende, pauschalisierende Aussagen über Bevölkerungsgruppen dem Charakter des Hauses nicht entsprechen und unzulässig sind.
Ein anderes Beispiel wäre, dass Veränderungen des Raums, Infostände, Auslagen und Banner nur mit vorheriger Genehmigung angebracht werden dürfen. Nun kann man in der Hausordnung noch entsprechende Konsequenzen festlegen, einen Abbruch der Veranstaltung, Vertragsstrafen oder einen Ausschluss von Folgeveranstaltungen.
3. Wie wäre es, wenn es eine Ausstellung im Eingang der Halle geben würde, die sich mit der Geschichte Deutschlands oder mit der Vielfalt unserer Gesellschaft in Weißenhorn beschäftigen würde.
Dies sind nur ein paar Ideen. Wenn ihr weitere habt, rufe ich euch gerne dazu auf, diese an die Stadt zu schicken.
Liebe Stadt Weißenhorn, bitte, sorgt dafür, dass Franz Schmid keine Bühne bekommt.
Wir sind heute hier, um zu sagen: Alle zusammen gegen den Faschismus!

